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Meinung: Googles Lüge vom freien Android

Meinung: Googles Lüge vom freien Android
Tim Vüllers

Tim Vüllers

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Liebe Android-Nutzer, Sie sind auf eine dreiste Marketing-Lüge hereingefallen. Android ist kein freies Betriebssystem. Wer anderes behauptet, ist so blind wie jeder Apple-Fan-Boy, den Sie mit so viel Herzlust als dummes Herdentier bezeichnen. Lassen Sie mich erklären, warum.

Google hat das mobile Betriebssystem im September 2008 vorgestellt. Danach hat es noch gut zwei Jahre gedauert, bis sich auch in Deutschland die ersten Android-Smartphones verbreitet haben. Ich war damals noch exklusiver iPhone-Nutzer. Keiner der Fan-Boy-Fraktion,  aber durchaus jemand, der die Qualität des iOS-Betriebssystems zu schätzen wusste und noch heute weiß. Die darauf folgenden Diskussionen mit den weniger tech-affinen Freiheitskämpfern unter den Smartphone-Nutzern sind heute den meisten bekannt.

iOS ist doof

“Android ist ein freies und offenes System, kein goldener Käfig wie iOS.”

“Android kann jeder Hersteller benutzen und verbessern. Die Produkte sind so viel besser.”

Ich will es mal bei den zwei “Argumenten” belassen, um vier Jahre vorzuspulen. Sie sind aber herzlich eingeladen, mir weitere Argumente in den Kommentaren entgegenzuschreien.

Wir schreiben das Jahr 2014, Apples iOS 8 hat endlich eine mehr oder weniger vernünftig funktionierende Mitteilungszentrale bekommen und Apps können miteinander kommunizieren. Google wird in Kürze mit Android L nachlegen und wieder einmal beweisen, wie man es besser macht. Die Vorjahres-Version ist immerhin schon bei fast 25 Prozent aller Nutzer angekommen, da wird es Zeit für etwas Neues – einer neuen Version des MADA, das Mobile Application Distribution Agreement.

Das MADA ist ein Vertrag. Dieses Dokument muss jeder Hersteller von Android-Smartphones unterschreiben, wenn er Smartphones bauen möchte, die auch den Google Play Store nutzen. Was die meisten nicht wissen: Google knüpft zahlreiche Auflagen an diesen Vertrag.

Wie man ein Monopol ausnutzt

Android hat im Smartphone-Markt mittlerweile einen Marktanteil von 85 Prozent, was gefährlich nahe an eine Monopol-Stellung heran kommt. Das Ausgefuchste an der Sache: Google hat die Android-Hersteller lange Zeit mit dem kostenlosen Open Source-Gedanken schalten und walten lassen, wie sie wollen. Die zahlreichen Hersteller-Oberflächen von HTC und Samsung zeigen, dass die Unternehmen freie Hand haben und diese Freiheit nutzen um Marktanteile zu gewinnen. Kurzum: Es herrscht Wettbewerb. Nur: Die Zeiten des Wettbewerbs neigen sich dem Ende zu.

Ein Reporter bei The Information hat die neueste Version des MADA in die Hand bekommen. Diese zeigt, dass Google keinen Wettbewerb mehr wünscht – zumindest nicht bei den eigenen Diensten, insbesondere der übermächtigen Suchmaschine. Das Widget zur Google-Suche ist mittlerweile vorgeschrieben und muss sich auf jedem Startbildschirm befinden. Außerdem müssen 20 Google-Apps, darunter YouTube, Google+, Gmail, Google Maps und der Browser Google Chrome auf jedem Gerät vorinstalliert und ebenfalls in einem Ordner auf der Startseite zugänglich sein. Der Google Play Store bekommt einen weiteren, eigenen Platz.

Das Ziel wird deutlich: Ein Galaxy S5 ist kein Samsung-Gerät mehr, ein One M8 kein HTC-Gerät mehr. Google macht die Hardwarehersteller zu dummen Vasallen, die gesichtslose Geräte bauen. Die Hersteller spielen mit, weil es keine Alternative gibt. Ein perfektes Beispiel, wie man ein Monopol ausnutzt.

Google ist nicht kostenlos

“Android ist kostenlos, bei Apple zahlt man den Namen.” Dieser Kommentar wurde mir erst kürzlich entgegen geworfen. Ich habe ihn nicht verneint, aber trotzdem geantwortet:

Android ist kostenlos, bei Google zahlst du mit deinem Namen.

Google hat den goldenen Käfig, von dem bei Apple immer die Sprache ist, im Web perfektioniert. Ein ausgeklügeltes System von verschiedenen Services lebt davon, Ihre Identität zu verkaufen. Doch damit das System funktioniert, braucht Google Nutzer – viele Nutzer. Diese kauft sich Google mit dem freien Android: Erst verschenken und dann kassieren. Google argumentiert dieses Vorgehen mit einer konsistenten Nutzererfahrung und will dabei nur eines erreichen: Mit den prominent platzierten Google-Apps landen Nutzer schnell im System Google.

Meine Kollegin Mareike hat vergangene Woche argumentiert, dass man im Netz nicht mit Euro oder Dollar zahlt. Die Währung im Netz sind unsere Daten und das Unternehmen, welches das Vergolden unsere Identitäten industrialisiert hat, ist Google.

Android ist kein freies System

Android ist kein freies System. Der Source Code mag offen sein, doch Freiheit sieht anders aus – auch beim Preis. Ich zahle lieber für den Namen (Apple®) als mit meinem Namen.

Über den Autor: Tim Vüllers

Apps, Smartphones, Statistik und das Internet of Things sind Themen, mit denen ich auch meine Freizeit verschwende. Bei Softonic schreibe ich hauptsächlich über Smartphone-Apps und E-Mail-Sicherheit. Mein aktuelles Smartphone? Ein Google Nexus 5, ein iPhone 6 und ein Lumia 520.

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