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Kaspersky-COO Eugene Buyakin: “Kostenloser Schutz ist nicht ausreichend”

Frank Martin Lauterwein

Frank Martin Lauterwein

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Das Unternehmen Kaspersky ist mit seiner Sicherheitssoftware ein Global Player. Das in Russland gegründete Unternehmen stellt Antivirensoftware für nahezu alle wichtigen Betriebssysteme her. Im Interview sprach COO Eugene Buyakin mit OnSoftware über fast 15 Jahre Firmengeschichte.

Onsoftware: Herr Buyakin, seit wann arbeiten Sie für Kaspersky?

Buyakin: Das Unternehmen wurde 1997 gegründet, seit 1999 bin ich als Chief Financial Officer dabei. In der Position des Chief Operating Officer bin ich seit dreieinhalb Jahren.

Onsoftware: Dann kennen Sie das Unternehmen ja bestens. Was hat sich im Laufe der Jahre geändert?

Buyakin: Die Firma verändert sich permanent. Am Anfang war Kaspersky ein Familienunternehmen. Heute arbeiten Hunderte von Menschen in der Firma. Vor allem bei der Organisation hat sich viel geändert. Das ist ja auch klar, wenn eine Firma so sehr wächst. Aber das ist ein fortschreitender Prozess. Kaspersky wächst nach wie vor und das bringt natürlich Veränderungen mit sich. Fast die Hälfte unserer Angestellten ist weniger als zwei Jahre in unserer Firma. Wir stehen vor der ständigen Herausforderung, neue Talente zu entdecken, zu fördern und zu integrieren. Dabei  müssen natürlich die Grundsätze des Unternehmens erhalten bleiben. Kaspersky wurde nicht mit der Absicht gegründet, ein erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen zu sein. Vielmehr gab es Ideen,  teils verrückte Ideen, die man ausprobieren und umsetzen wollte.  Man wollte im Prinzip die Welt retten und Computer schützen (lacht). An das Geschäft dachte man erst einmal nicht so sehr. Das hat sich im Laufe der Jahre freilich verändert. Vergangenes Jahr konnten wir beim Gewinn 40 Prozent zulegen.

Onsoftware: Wie groß ist der Druck, immer wieder aufs Neue innovativ zu sein? Ich erinnere mich, dass Sie im vergangenen Jahr mit Kaspersky Pure ein neues Produkt vorgestellt haben, das den Leistungsumfang der bereits mit Funktionen gespickten Kaspersky Internet Security deutlich übertraf…

Buyakin: Pure ist ein gutes Beispiel. Das Produkt enthält so ziemlich alles an neuster Technologie die wir derzeit bieten können. Natürlich müssen wir technologisch beständig nachlegen. Die Virenschreiber gönnen uns keine Pause und suchen und finden immerzu neue Wege in fremde Computer einzudringen. Das ist ein endloser Prozess und darum investieren wir da auch den größten Teil unserer Ressourcen. Ein neues Betriebssystem ist immer eine Herausforderung. Für uns als Sicherheitsunternehmen und natürlich auch für die Programmierer von Computerviren. Mobile Geräte verbreiten sich sehr schnell und sind immer beliebter, da bietet ein neues, stark wachsendes Betriebssystem wie Android bald eine große Angriffsfläche. Da muss man immer auf dem Stand der Dinge sein.

Onsoftware: Wie positionieren Sie sich gegenüber dem  immer größeren Angebot an kostenloser Antivirus-Software?  Was erlaubt es Ihnen zu sagen: Unsere Produkte sind besser als diese Anwendungen und unsere Produkte kosten Geld und der Kunde ist davon überzeugt und kauft Kaspersky-Produkte?

Buyakin: Kostenlose Antivirusprogramme sind nicht neu. AVG bietet schon seit Jahren kostenlose Schutzsoftware an. Nach unseren Informationen scheint der Markt für diese Produkte leicht rückläufig zu sein. Möglicherweise war und ist es auch eine Art Modeerscheinung, dass so viele Hersteller kostenlose Sicherheitssoftware anbieten. Zum Beispiel in den USA nimmt der Marktanteil der kostenlosen Programme ab, während China noch zulegt. Kostenlose Antivirenprogramme setzten doch lediglich auf einem anderen Marketingkonzept auf. Ist diese Software denn wirklich kostenlos? Wir glauben nicht. Auch dort geht es doch um Gewinne. Da bewirbt man in dem Produkt kostenpflichtige Upgrades oder blendet  Werbung an. Auch das bringt natürlich Geld in die Kassen. Zudem sollte man immer bedenken, dass die allermeisten kostenlosen Antivirus-Programme  lediglich  einen Grundschutz bieten. Dafür gibt es natürlich  einen Markt. Kaspersky ist jedoch der Ansicht, dass dieser Schutz nicht ausreichend ist. Darum bieten wir ausschließlich Produkte an, die einen umfassenden Schutz vor Computerviren gewährleisten.

Onsoftware: Sie haben  also auch darüber nachgedacht, ein kostenloses Produkt anzubieten?

Buyakin: Nicht wirklich. Wir setzten auf Vollversionen und geben dem Anwender ausgiebig Zeit zum Testen. Normalerweise kann man unsere Produkte mindestens 30 Tage lang ausprobieren ohne dass die Software irgendwelchen Einschränkungen unterliegt. Da kann dann wirklich jeder selbst entscheiden, ob er ein Kaspersky-Produkt kauft oder nicht. Wir lehnen das beständige Bewerben zum Kauf von Produkten ab. Wir wollen ehrlich dem Kunden gegenüber sein. Darum gibt es kein kostenloses Kaspersky-Produkt, das letztlich doch ausschließlich ein Marketing-Tool  ist.

Onsoftware: Wo wird Kaspersky in zehn Jahren stehen?

Buyakin: Uff. Zehn Jahre, das ist ein langer Zeitraum, aber wo wir in fünf Jahren sein wollen, davon haben wir ein klares Bild. Wir wollen dem Anwender immer die beste Lösung bieten. Und mit diesen erstklassigen Produkten möchten wir dann auch Marktführer sein. Aufgrund unserer bisherigen Entwicklung  und der permanenten Investition in Forschung sind wir davon überzeugt, dass wir das schaffen.

Onsoftware: Ist es ein Vor- oder ein Nachteil, dass Kaspersky eine russische Firma ist?

Buyakin: Definitiv ein Vorteil. Aber man muss dabei bedenken, dass wir eine sehr international aufgestellte Firma sind. In der Firmenzentrale in Moskau arbeiten die unterschiedlichsten Nationalitäten miteinander. Und Russlands Ruf in Sachen Informatik, Technologie und Wissenschaft  ist keinesfalls schlecht. Letztendlich spielt es heutzutage aber sowieso keine große Rolle, aus welchem Land ein Unternehmen kommt, wenn die Produkte passen.

Frank Martin Lauterwein

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