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Blabla auf hohem Niveau: Automatische Textgeneratoren

Cristina Vidal

Cristina Vidal

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Man kennt die Situation: Man hört bei einem Vortrag aufmerksam zu – und ist später beim besten Wissen nicht in der Lage, eine einzige sinnvolle Aussage des Gehörten wieder zu geben. Der Grund: Es handelte sich höchstwahrscheinlich um eine Aneinanderreihung platter Sinnlosigkeiten. Typischerweise erlebt man dieses Phänomen im Rahmen von Polit- oder Geschäftsblabla.

Mit der richtigen Software basteln sich Witzbolde allerdings auch selbst fiktive Vorträge. Das Zauberwort hierfür heißt Textgenerator. Wir stellen ein paar Beispiele solcher pfiffigen Generatoren vor.

Der bislang in der Öffentlichkeit bekannteste Textgenerator heißt SCIgen. Damit konstruiert man im Handumdrehen wissenschaftlich klingende Informatikvorträge (hier ein Beispiel als PDF-Datei) in englischer Sprache inklusive Grafiken, Literaturliste und druckreifer PDF-Version. Die Urheber dieses genialen Generators haben es sogar geschafft, einen fingierten Vortrag bei einer Fachtagung einzureichen – allerdings nur einen Tag lang. Echte Schwindler müssen sich doch ein wenig mehr anstrengen.

Mit dem Web Economy Bullshit-Generator generiert man zwar keine schmucken Vorträge, die englischen Wortkreationen allerdings eignen sich gut als Füllmaterial für Power-Point-Präsentationen. (Und diese verursachen ja bekanntlich Dummheit, selbst in deutscher Sprache).

Damit generiert man Ausdrücke wie strategize web-enabled partnerships. Mit Handlungsvorschlägen wie synergize mission-critical channel schmückt man dann Power-Point-Vorträge beispielsweise auf IT-Fachmessen aus. Damit stellt man sicher, dass die Zuhörer wirklich wegnicken und ein regenerierendes Nickerchen einlegen.

Einen publizistischen Spaß erlaubt sich der Postmodernism Generator: Mit jedem Aufruf dieser Webseite ändert sich ihr Inhalt. Ein Computerprogramm generiert nämlich bei jedem Erscheinen neuen Text und Linküberschriften. Es handelt sich um eine Parodie vermeintlich postmodernen Stils. In einem anderen Textgenerator aus der Schweiz wird der Altvater der deutschen 68-Generation Theodor W. Adorno parodiert. Satzperlen wie diese verstehen nicht mal hartgesottenste Germanisten mit Nebenfach Philosophie:

In der modischen Antisophistik fließen notwendige Kritik an der abgespaltenen instrumentalen Vernunft und finstere Verteidigung der Institutionen gegen das Denken trüb ineinander.”

Der harmloser wirkende englische Malevole-Textgenerator bietet eine Alternative zu öden Lore-Ipsum-Fülltexten. Malevol-Texte enthalten literarische und kulturelle Schlüsselwörter, so dass man bei einem schnellen Überfliegen tatsächlich meinen könnte, statt Nonsense-Texte Artikel in einem Kulturmagazin zu lesen.

Auch der Random Text Generator arbeitet auf die gleiche Art. Hier stehen zwar weitere Sprachen zur Auswahl, deren Qualität lässt in Sachen Tarnung allerdings noch sehr zu wünschen übrig, weil die Wortbildung fehlerhaft ist. Aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

Cristina Vidal

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